STUBE-Freitag: Schnittmuster
Buchpräsentation: Immer mal wieder zum Himmel schauen. Gebete für Kinder
Ein STUBE-Freitag. Eine Buchpräsentation.
Soweit nichts Ungewöhnliches.
Aber.
Man konnte es ja bereits an der >>> Kröte außer der Reihe bemerken: Immer mal wieder zum Himmel schauen ist nicht nur eine Anthologie, die das Kindergebet neu denkt. Sondern die Herausgeberin ist Kathrin Wexberg, seit über 20 Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin im STUBE-Team und Mitherausgeberin des Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur der STUBE.
Und damit war auch der STUBE-Freitag vom 24. März 2023 alles andere als gewöhnlich. Eingeleitet wurde damit ein Frühling, der in der STUBE unter dem Motto >>> Fingerhüte voll Glück steht.
Musikalisch aufgespielt wurde von der Verlegerin des Buches höchstpersönlich gemeinsam mit dem Sekretär der STUBE.
(C und K | Klavier und Cello).
Zu Gast waren mit Michael Roher, Lena Raubaum und Heinz Janisch gleich mehrere Künstler*innen. Und als Ehrengäste durften Markus Beranek und Hubert Petrasch begrüßt werden: Der eine Leiter des Pastoralamtes er Erzdiözese Wien; der andere Geschäftsführer der Erwachsenenbildung – und damit auch der STUBE.
Auf Cello und Klavier folgte erst einmal ein Hamburger, der sich aus einem Wald in Zürich meldete: Nils Mohl, einer der zahlreichen Autor*innen, deren Texte Kathrin Wexberg für ihr Buch als Herausgeberin zusammengestellt hat, meldete sich per Videobotschaft. (Und nein, nicht im olivgrünen Tarnfarben-T-Shirt). Er las, nein inszenierte zwei Gebete; und schickte gleich auch noch ein selbstironisches Making Off hinterher – eine Steilvorgabe für die Grundstimmung des weiteren Abends.
Denn die gemeinsame Freude über das Buch schlug sich im Variantenreichtum der Lesungen und Gespräche nieder:
Geleitet von Heidi Lexe, Leiterin der STUBE, wechselte das Werkstattgespräch kurzweilig zwischen den Gesprächs-partner*innen und zeigte damit auch die unterschiedliche Perspektiven auf das Gebet als Gedicht – und umgekehrt. Denn wenn es nach Heinz Janisch geht, kann die Entscheidung darüber, ob es sich bei einem seiner lyrischen Texte um ein Gebet handelt, getrost der Herausgeberin überlassen werden … Die für ihre Auswahl wiederum auf eine lange Tradition religiöser Kinderliteratur zurück zu greifen konnte – auch wenn die Sammlung historischer Bücher in der STUBE in Kartons lagert (sozusagen im Stall, weil in der Herberge kein Platz mehr war …)
Vor diesem Hintergrund war es Kathrin Wexberg wichtig, jenseits von Glitzerbildchen und Betulichkeit einen differenzierten, zeitgemäßen Zugang zum Gebet für Kinder zu finden – und sich dabei auch von einer feministischen Theologie leiten zu lassen. Sie betonte ihr Anliegen, in der Text-Auswahl den Bogen von den Grundgebeten und Psalmen über wegweisende kinderliterarische Traditionen (repräsentiert durch Texte von Regine Schindler, Lene Mayer-Skumanz oder Georg Bydlinski) bis hin zu den unterschiedlichen Tonalitäten moderner Kinderlyrik zu schlagen. Gelungen ist damit ein Desiderat, wie Inge Cevela, langjährige Leiterin der STUBE in einem kurzen Statement betonte.
Die Frische im Erscheinungsbild des Bandes gründet davon ausgehend nicht nur im gleichermaßen vielfältigen wie unprätentiösen Neu-Zugang zum Gebet für Kinder, sondern auch in der Illustration: Michael Roher schilderte im Gespräch seinen Wunsch, konventionellen religiösen Texten, die ihm viel zu „gottig“ erscheinen, einen offenen, assoziativen Zugang zu den Grundaussagen der Texte zu finden – sie dabei aber auch explizit im kindlichen Alltag zu verorten. Ausführlich erzählte er über seine Herangehensweise – vom ersten Lesen der Texte und ersten Skizzen, bis hin zur Farbigkeit seiner Illustrationen, die mit dicken Ölstiften gearbeitet wurden und mit Fineliner diverse Detaillierungen erhielten. Das STUBE-Team ließ in der Interpretation der Illustrationen nichts anbrennen: Von Anleihen an Höhlenzeichnungen bis zu Inkunabeln mittelalterlicher Bibeln reichte die Freude an der Überinterpretation.
Den entsprechenden Rahmen konnte dieser spezifischen Farbigkeit Grafikerin Nele Steinborn verleihen, die (da nutzte auch kein Stoßgebet …) auf STUBE-Bitte hin kurz ihre Überlegungen zur Buchgestaltung schilderte.
Welche Bedeutung solch künstlerischen Zugänge zum Gebet haben, kam im Gespräch mit Markus Beranek zur Sprache: Er schilderte sehr persönlich, welche Bedeutung die Stille aus seiner Sicht für das Gebet hat – wobei es dafür nicht unbedingt Worte braucht. Er schloss damit an Überlegungen zum Hinhören an, die Heinz Janisch als langjähriger Produzent der Ö1-Radio-Reihe Menschenbilder ins Gespräch mit einbrachte.
Der Autor stellte aber auch unter Beweis, dass Stille und Lebendigkeit im Gebet für Kinder platz haben und wurde dabei kongenial von Lena Raumbaum unterstützt – sowohl in den kleinen, charmanten Geschichten, die zur Entstehungs-geschichte der Texte erzählt wurden, also auch in der Performance der Gebete in all ihrer Vielfalt.
Wie selten konnte damit auch gemeinsam befeiert werden, wie viele Expertisen es rund um ein Buch braucht: Dazu gehört der Verlag (mit Katrin Feiner und Tina Reiter von Tyrolia), die Herausgeberin, die Autor*innen, der Illustrator, die Grafikerin, die Buchhändler*innen – und natürlich jene, die das Buch rezensieren, vermitteln und dazu einladen, ins Gespräch darüber zu kommen. Jene die diese Vermittler*innen unterstützen (Stichwort: Geschäftsführer) und jene, die sich in der Kinderpastoral Gedanken darüber machen, wie vor 2500 Jahren entstandene Textsorte mit einer heutigen Lebenswelt in Einklang gebracht werden können.
Fotos: © Peter Rinnerthaler