Klingonisch, Zamonisch ...
... und andere Spielarten fiktionaler Sprache
in Kinder- und Jugendliteratur und -medien
Tagung anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen
Das Publikum beim Lernen der Klingonischen Flexion
Sujet der Tagung von Peter Rinnerthaler
Organisatorin
Sonja Loidl
Mae govannen! NugneH! Atra esterní ono thelduin!
Im Rahmen des europäischen Tages der Sprachen organisierte Sonja Loidl vom Institut für Germanistik in Kooperation mit der STUBE, den Büchereien Wien und der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung eine Tagung, die sich ganz den Spielarten phantastischer Sprachen verschrieben hatte.
Am 25. 9. 2015 stand im Veranstaltungssaal der Hauptbücherei die Kommunikation im Mittelpunkt: Auf Klingonisch, Zamonisch oder Elbisch, zwischen Menschen, Aliens, Fabelwesen oder Blaubären. Bekannte phantastische Sprachen wurden dabei ebenso Thema wie Sprachbarrieren und (Nicht-)Sprachlichkeit in Bilderbuch und Graphic Novel.
Am Vormittag hatten Schulklassen die Gelegenheit Autorin Kathrin Steinberger, die diesen Herbst ihren neuen Jugendroman "Manchmal dreht das Leben einfach um" bei Jungbrunnen veröffentlicht hat, zu ihrer Arbeit zu befragen. "Was hat er gesagt? - Wie man beim Schreiben mit Sprachbarrieren umgeht" war das Motto und in Lesung und Werkstattgespräch erzählte die Schriftstellerin davon, wie sie Fremd- und Fachsprachen in ihre Bücher einbaut. Anhand ihrer beiden Romane "Die Brüder von Solferino" und "Manchmal dreht das Leben einfach um" erörterte sie die Frage, wie man die Vielsprachigkeit von Charakteren und die gemeinsamen Sprache des Lesepublikums zusammenbringt.
Impressionen der Tagung, die zeigen: Man kann nicht nicht kommunizieren.
Am Nachmittag gab es vertiefende Vorträge zum Thema:
Bei einer Einführung von Sonja Loidl, bei der sie zwischen fiktiven und fiktionalen Sprachen unterschied und dem Wesen phantastischer Kommunikation anhand konkreter Beispiele auf den Grund ging
wurden auch die Korrespondenten der vertretenen Sprachen live zugeschaltet.
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Nachdem die Verbindung zu Lady Galadriel, Hildegunst von Mythenmetz und Offizier Worf aber schnell abbrach (wohl aufgrund der räumlichen und zeitlichen Distanz) mussten andere Expert*innen ran:
Heidi Lexe (STUBE) ging in ihrem Vortrag auf Sprachbarrieren als kinder- und jugendliterarisches Motiv ein und erörterte die Frage: Wie begrüße ich einen Alien? Einerseits ganz wortwörtlich zu verstehen, in Bilderbüchern wie "Herr Schnuffels" von David Wiesner, andererseits natürlich auch auf metaphorischer Ebene: Wie spiegelt sich Fremdheit auf den unterschiedlichen Zeichenebenen - besonders auf der Zeichenebene der Sprache. Hierzu wurde besonders die Graphic Novel "Ein neues Land" von Shaun Tan in den Blick genommen.
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Im Anschluss daran, wurden konkrete fiktionale Sprachen vorgestellt. Christina Ulm (STUBE) lud ein nach Zamonien, dem phantastischen Kontinent von Walter Moers, auf dem ganz unterschiedlichst kommuniziert wird. Im Fokus stand das Zamonische als (kulturelle) Leerstelle, dem wir in weiten Teilen nur in der Übersetzerfiktion begegnen und das sich aus der parodistischen Anlehnung an die deutsche Sprache und Literatur speist.
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Die Referierenden: Heidi Lexe, Ernst Buchberger, Organisatorin Sonja Loidl, Christina Ulm und Helmuth Birkhan
Ernst Buchberger (Medizinische Universität Wien) bot einen anderen Zugang und gab dem amüsierten Publikum eine ganz handfeste Lektion im Klingonischen: Sprachenlernen nicht nur für Außerirdische war das Motto und so deklinierte der Wissenschaftler die "Plansprache" mit vielen Beispielen durch und stellte im Anschluss Möglichkeiten der computergestützten Übersetzung vor.
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Helmut Birkhan (Universität Wien) schließlich beschloss den Tag mit einer Reise nach Mittelerde. "Flüstern im Fangorn" war der Titel und entsprechend erörterte der Vortragende die etymologischen Ursprünge der elbischen Sprachen, wie sie sich bei J.R.R. Tolkien finden lassen. Verschiedenste Quellen und linguistische Darstellungen bewiesen Ähnlichkeiten unter anderem zum Gaelischen und zeigten, dass Tolkien in erster Linie an der Etablierung sehr komplexer Sprachen lag, denen er dann eine Geschichte gab.
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Eine vielfältige Tagung, die darlegen konnte, wie unterschiedlich gestaltet fiktionale respektive fiktive (Plan-)Sprachen sind, wie sie vermittelt werden und welche Grenzen sie überschreiten.
In diesem Sinne: Qapla’
Kathrin Steinberger beim Schmökern in "Ein neues Land" von Shaun Tan