STUBE-Freitag: Zusammenheften
Glück gestalten mit und ohne Happy End.
Neuvorstellungen mit dem STUBE-Team
Diesmal hat sich das STUBE-Team für die Neuvorstellungen im Frühjahr etwas ganz Besonderes ausgedacht und keine Kosten und Mühen gescheut, sich in den Kampf zu stürzen, es krachen und die Fetzen fliegen zu lassen. Da blieb kein Auge trocken!
In vier Runden haben sich Team Good End, bestehend aus Alexandra Hofer und Sarah Auer im hellen Outfit, und Team Bad End, bestehend aus Heidi Lexe und Claudia Sackl im gewohnten STUBE-schwarz, gebattlet. Gejudget wurde von den Bros und *innen im Publikum mittels vorbereiteter Karten in bunt und schwarz.
Runde 1 wurde von Team Good End eröffnet, das zum Thema Glück „Sind wir endlich da, Jim?/Jim sagt nein" ins Rennen schickte. Der Affe Jim Panse ist auf der Jagd nach dem Glück, steht sich dabei aber mit seiner Missmutigkeit selbst im Weg. In Begleitung einer Schildkröte wird's auch nicht besser, aber mit Gorilla Nick hat auch die Lösung des Problems ihren Auftritt. Der Frage nach dem Wie rund um das Glücklichsein ging man schließlich mit philosophischer Hilfe und „Glück mit Aristoteles" nach.
Gekontert wurde von Team Bad End mit „Cane Warriors", das vom Befreiungskampf der Sklaven auf jamaikanischen Zuckerrohrplantagen erzählt und dabei in die Geschichte der Kolonisation und des Raggae als Musik des Widerstandes zurückgeht. Patois wird dabei sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung authentisch eingesetzt.
Die 2. Runde stand unter dem Thema Nasen. Team Bad End disste zunächst völlig überbewertete gute Ausgänge à la „Alice in Wonderland" oder „Peter Pan" und präsentierte in der Folge Guillermo del Toros „Pinocchio" Film, der im faschistischen Italien Mussolinis angesiedelt ist und eine sehr düstere Welt zeigt. Pinocchio zur Seite gestellt wurde „Geniale Nasen. Eine kuriose Tiersammlung" und „Wie rettet man Kunst?", das zeigt, was zu tun ist, wenn es mit Kunstwerken einmal nicht so gut ausgeht.
Team Good End hielt mit „Elefantensommer" Zirkustiere und verschwundene Mütter dagegen, handelt es sich doch um eine aus unterschiedlichen Perspektiven erzählte Geschichte, in der menschliche und tierische (also elefantische) Elternteile vermisst werden und in der sich Angst, Einsamkeit und Trauer schließlich in Mitgefühl, Freundschaft und Mut wandeln.
Runde 3 fand die Teams bereits in voller Fahrt: Während Team Good End den Wiener Schluss ins Rennen führte, mit dem Josef II. happy ends in allen am Burgtheater gezeigten Stücken verordnete, und eben diesen, nämlich den Wiener Schluss, anhand von „Drei Ziegenböcke namens Zack" verdeutlichte, hielt Team Bad End mit einer ausgefeilten Rotkäppchen Genealogie dagegen, in der die Professorin „den Wolf" über sein Befinden befragte und wahrlich Haarsträubendes von bluttrinkender Mythologie über französische Sexualisierung bis hin zur Gebrüdergrimmisierung des Märchens zum Vorschein brachte.
Dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen war, lässt sich bereits an dieser Stelle vermuten, und auch Runde 4 konnte keine Entscheidung herbeiführen. Team Bad End präsentierte Benjamin Lacombes Version der „Kleinen Meerjungfrau" – „um kein anderes Märchen wurden mehr Tränen vergossen!" – die als androgyne Figur gezeichnet ist und sich genderfluid lesen lässt.
Team Good End versuchte mit „Achtung, fertig, Einschlafen!" stimmgewaltig und verspielt Stimmung für das happy end zu machen. Vergebens. Unentschieden. Das Stechen blieb unausweichlich und ließ schließlich Team Bad End mit „Wer die Hölle kennt" siegen.
Blutige Nasen oder gar Beef gab es nicht.
Ausschließlich Respekt.
Ich schwöre!
Und zum Abschluss wie gewohnt Geselligkeit und Kulinarik mit Falafeln, Hummus, Feta und Gemüse.
Ein besonderer Dank gilt der Laura Peikert, die im April und Mai 2023 ein Praktikum in der STUBE absolviert und die Moderation für das Battle von Happy vs. Bad End übernommen hat!
Ein Bericht von Alexandra Holmes
Literaturliste Neuvorstellungen:
Holly Goldberg Sloan: Elefantensommer. Ein 2 ½ Tonnen schwerer Grund, morgens aufzustehen. Aus dem Engl. v. Katharina von Savigny. Hanser 2023.
Duane Armitage, Maureen McQuerry und Robin Rosenthal: Glück mit Aristoteles. Aus dem Eng. v. Ferdinand Auhser. Vermes 2023.
Suzanne und Max Lang: Sind wir endlich da, Jim?/Jim sagt nein. Aus dem Engl. v. Pia Jüngert. Loewe 2023.
Jory John und Olivier Tallec: Achtung, fertig, Einschlafen! Aus dem Engl. v. Ebi Neumann. Gerstenberg 2023.
Jon Klassen und Mac Barnett: Drei Ziegenböcke namens Zack. Aus dem Engl. v. Thomas Bodmer. NordSüd 2023.
Bonustrack:
Manuela Inusa: Vor uns das Leben. rotfuchs 2023.
Alex Wheatle: Cane Warriors. Niemand ist frei bis alle frei sind. Aus d. Englischen v. Conny Lösch. Kunstmann 2023.
Hans Christian Andersen / Benjamin Lacombe: Die kleine Meerjungfrau. Mit Vor- u. Nachworten v. Jean-Baptiste Coursaud u. Benjamin Lacombe. Aus d. Dänischen u. Französischen v. Edmund Jacoby. Jacoby & Stuart 2023.
Bethan Woolvin: Kleines Rot. Aus dem Englischen von Katharina Nauman. von Hacht Verlag 2023.
Karl Rauch: Wie rettet man Kunst? Karl Rauch Verlag GmbH 2023.
Lena Anlauf / Vitali Konstantinov: Geniale Nasen. Eine kuriose Tiersammlung. NordSüd 2023.
Guillermo Del Toros Pinocchio. Drehbuch und Regie von Guillermo Del Toro. USA 2023. 117 min.
Bonustrack:
Leigh Bardugo: Wer die Hölle kennt. Aus dem Englischen von Lina Robertz. Droemer Knaur Verlag 2023.