Kröte des Monats Juni
2015
Aus dem Engl. v. Ulrike Wasel und
Klaus Timmermann
15,50 Euro
320 S.
rororo 2014.
Holly-Jane Rahlens: Blätterrauschen
Die Zeitreise ist ein alter Menschheitstraum und in Literatur und Populärkultur mit ihren Möglichkeiten, unter Umständen den Verlauf des eigenen Lebens, aber auch den der Geschichte zu verändern, variantenreich vertreten. 2015 ist für das Motiv der Zeitreise in mehrerer Hinsicht ein „Jubiläums-„ beziehungsweise bedeutsames Jahr: Bekanntlich reiste Marty McFly 1985 in die Zukunft des 21. Oktober 2015, 1895 wiederum veröffentlichte H.G. Wells mit „Die Zeitmaschine“ die erste literarische Beschreibung einer Zeitreise in die Zukunft, gattungsprägend und einer der ersten Texte mit einem deutlichen dystopischen Akzent.
Holly-Jane Rahlens, Berliner Autorin mit amerikanischen Wurzeln, hat sich bereits 2012 mit „Everlasting. Der Mann, der aus der Zeit fiel“, ihrem ersten Buch mit phantastischen Elementen, als Meisterin des Zeitreise-Romans gezeigt und mit ausgeklügelten Perspektivenwechseln, sprachlichem Ideenreichtum und vor allem ungemein sympathischen Figuren eine Brücke zwischen Gegenwart, dem dystopischen Szenario eines Dark Winter und dem Jahr 2264 geschlagen. In ihrem neuesten Roman arbeitet sie nun ein weiteres Mal mit jener futuristischen Welt voller Brain Buttons, Swuttle Xs und Plinkblinks, setzt diese jedoch für ein deutlich jüngeres Zielpublikum ab etwa 10 Jahren um.
Ausgangspunkt ist diesmal die Gegenwart der Lesenden, genauer gesagt eine Buchhandlung namens „Blätterrauschen“, in der drei sehr unterschiedliche (und einander nicht besonders sympathische) Kinder, Oliver, Iris und Rosa, auf den Beginn ihres Leseclubs warten. Plötzlich taucht Colin auf, ein Bub aus der Zukunft, der zunächst meint, inmitten eines Virtual-Reality-Spiels mit totaler Immersion zu sein. Doch bald wird klar, dass hier etwas gewaltig schiefgegangen ist – und Cornelia, die Inhaberin der Buchhandlung, eine Rolle dabei spielt. Die Kinder landen in einer noch etwas ferneren Zukunft des Jahres 2273. Doch während Finn, der erwachsene Protagonist von „Everlasting“, seine Zeitreisen aus freiem Willen und im Laufe der wachsenden Zuneigung zu seiner Eliana, auch mit gutem Grund, antrat, sind die Kinder hin- und hergerissen zwischen Faszination und Angst, Neugierde und Heimweh – und müssen bald feststellen, dass sie in eine durchaus gefährliche Situation geraten sind.
Voller literarischer („Harriet Topper und der Schrein der Weisen“) und zeitbezogener (Kultgetränk Moca-Mola) Anspielungen nimmt Holly-Jane Rahlens Figureninventar, Erzählstränge und Motive aus „Everlasting“ auf und verknüpft sie mit dem literarischen Interesse ihrer kindlichen Hauptfiguren. So ist es (natürlich!) ausgerechnet ein im Jahr 2273 längst zur Antiquität gewordenes Buch, das die Verknüpfung zwischen den beiden Zeitebenen herstellt … Lesevergnügen ist jedenfalls auch ohne Kenntnis von „Everlasting“ garantiert – wobei natürlich die Möglichkeit besteht, anschließend „Everlasting“ wieder zu lesen, dann wieder „Blätterrauschen“, oder umgekehrt, und sich damit in eine Zeitschleife der etwas anderen Art zu begeben ….
Kathrin Wexberg
Auf Einladung der STUBE war Holly-Jane Rahlens in Österreich zu Gast: Einen umfassenden Rückblick auf die exklusive Lesung in der STUBE in Wien unter dem Motto "Magisches Magenta" und die Fernkurstagung "gorkicht im gemank", bei der die Autorin ebenfalls aufgetreten ist, finden Sie hier:
>>> Lesung in der STUBE mit Holly-Jane Rahlens
>>> Großer Rückblick auf die Fernkurstagung "gorkicht im gemank" in Strobl
Unsere Gratulation zum 50. Geburtstag des Instituts für Jugendliteratur von Michael Roher, gibt es hier zu Bewundern >>> Alles Gute
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