Kröte des Monats September
2011
Aus dem Niederländ. v.
Rolf Erdorf.
Boje 2011
64 S., € 10,30
Edward van de Vendel / Fleur van der Weel: Lieb sein, Superguppy!
Abendessen. Pieps. Medizin. Dunkel. Turnen. Mit jeweils einem einzelnen Wort überschreibt Edward van de Vendel die Gedichte seines zweiten Superguppy-Bandes, der in der Reihe "Gedichte für neugierige Kinder" des Boje Verlags erschienen ist. Übersetzer Rolf Erdorf versteht es, diese lakonischen Sprachkunstwerke aus dem niederländischen Original stimmig ins Deutsche zu übertragen: In wenigen Zeilen werden anhand ganz alltäglicher Begebenheiten verschiedenste Aspekte der kindlichen Wahrnehmung thematisiert. Gleich im ersten Gedicht kommt der Tod zur Sprache – anhand eines ungewöhnlichen Opfers, eines roten Wackelpuddings, dem vom lyrischen Ich sein nahendes Ende prophezeit wird: "Einmal schlucken: wackelst leise, Puddingspeise, und bist tot." Nicht nur der Pudding, auch tatsächliche Personen werden eindringlicher Reflexion unterzogen, wenn es etwa zum Thema "Abendessen" heißt: " Überleg dir: Was für Leute sind wohl deine Eltern heute?" Ob das Schwesterchen zur Bewunderung für den besten Bruder animiert werden soll, der Mund bei einer turbulenten Busfahrt auf unangenehme Weise zum Kreisverkehr wird oder der titelgebende Guppy forsch aufgefordert wird, die traurige Vergangenheit hinter sich zu lassen – hier kommt in unterschiedlichen Stimmungslagen eine Vielzahl an Gedanken zur Sprache, die einladen, sich wiederzuentdecken. Während im ersten Band Fleur van der Weels charmante Illustrationen mit einem knalligen Grün als einzigem Farbakzent gestaltet waren, ist es nun ein deutlicher ruhigeres Blau, das bei der Seitengestaltung variantenreich eingesetzt wird: Als Hintergrund für jeweils eine Seite, als Farbtupfer bei einem Illustrationsdetail oder auch nur in der in Handschrift gesetzten Überschrift. In ihrem ruhigen Ton können Edward van de Vendels Gedichte vielleicht auch den manchmal mühsamen Übergang vom Sommer zum Beginn des neuen Arbeitsjahres erleichtern – denn wer könnte einem Herbst widerstehen, von dem es heißt: "Der Herbst, er riecht nach drinnen, nach uns, nach jetzt, nach still."
Kathrin Wexberg
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