Kröte des Monats März 2011
Aus dem Französ. v. Tobias Scheffel.
Kunstmann 2011
64 S., € 12,30
Alain Serres: Wie du deinen Eltern beibringst, Kinderbücher zu lieben
Spätestens seit der in regelmäßigen Abständen aufflammenden Aufregung über die (in der Tat Besorgnis erregenden) Ergebnisse der PISA-Studie sind die lesefaulen Kinder, die von ihren ach so literaturbegeisterten Eltern zum Lesen motiviert werden müssen, ein oft bemühtes Klischee in der gesellschaftlichen Diskussion dieses Problems. Was aber, wenn es eigentlich umgekehrt ist – und die Eltern Angst vor Kinderbüchern haben? Dieser simplen Umkehr des Gewohnten wird hier mit unglaublich viel Witz nachgegangen (und dabei auch das Genre der Ratgeberliteratur mit viel Augenzwinkern persifliert). "Wenn deine Eltern Angst haben, ein Kinderbuch aufzuschlagen, weil einem darin oft Wölfe auflauern…" – so beginnt der Text; " …dann erkläre ihnen, dass die nur aus Papier sind und dass sie schlafen, sobald das Buch wieder zugeklappt ist…" wird auf der gegenüberliegenden Seite wohlmeinend geraten, während die wiederum nächste Seite zeigt, was passiert, wenn die Ausnahme die Regel bestätigt und der Wolf doch die Grenze zwischen Buch und Kinderzimmer überwindet. Solcherart wird die Liebe zum Lesen und zu Büchern ganz ohne den üblichen erhobenen Zeigefinger spürbar, werden Leseorte von der Bibliothek bis zum eigenen Bett und Leseerfahrungen vom wohligen Gruseln bis zur Freude am Quatsch gezeigt. Durch seinen erfrischend anderen Zugang zum Thema Lesen eignet sich das kleinformatige Bilderbuch, im französischen Original bei Rue du Monde, dem Verlag des Autors Alain Serres erschienen, auch wunderbar als Einstieg oder Diskussionsimpuls für entsprechende Elternabende. In der von Bruno Heitz humorvoll ins Bild gesetzten Abfolge von Problem, Lösung und Ironisierung der Lösung finden sich nicht nur sehr unterschiedliche Konstellationen von ängstlichen Eltern und mutigen Kindern, sondern auch zahlreiche Hommagen an beliebte Kinderbuchfiguren, von denen sich manche gleich auf den ersten Blick, andere erst beim genaueren Hinschauen entdecken lassen – und wiederum Lust auf die Re-Lektüre des Originals machen.
Kathrin Wexberg
>>> hier geht es zu den Kröten 2011