Kröte des Monats April 2009
Aus dem Niederländ. v.
Bettina Bach.
Hanser 2009
208 S., € 15,40
Stan van Elderen: Warum Charlie Wallace?
Er scheint eine männliche Variante von Jerry Spinellis „Stargirl“ zu sein, dieser Charlie Wallace – mit der gleichen Unbekümmertheit wie sie geht er auf andere Menschen zu, ignoriert die ungeschriebenen Gesetze einer amerikanischen Highschool und lockt die anderen aus der Reserve. Jonathan, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt ist, beneidet Charlie um diese Gabe. Er selbst hingegen ist unsicher und zurückgezogen, er trägt schwer an dem, was ihm in einer anderen Schule zugestoßen ist. Erst nach und nach, in knappen Andeutungen zwischen den Zeilen, erschließt sich den Leser*innen, was es mit Jonathans Problemen auf sich hat. Die beiden Burschen freunden sich rasch an, streifen miteinander durch New York und zwischen Central Park, Ground Zero und dem kleinen Zoo, in dem Jonathan in seiner Freizeit arbeitet, erschließt sich ihm in den Gesprächen mit Charlie eine völlig andere, selbstverständliche und lebensbejahende Art, die Welt zu sehen. Doch diese neue Freundschaft dauert kaum eine Woche – so plötzlich wie einst Stargirl verschwindet auch Charlie Wallace unvermittelt wieder aus Jonathans Leben. Die Großstadt New York mit ihrer Lebenslust, aber auch der großen Leerstelle des Ground Zero wird gleichermaßen zum Schauplatz der Geschichte wie auch zur Metapher für Jonathans beschädigtes Seelenleben – aber auch seine durch Charlie (wieder)gewonnene Kraft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ab 14 Jahren.
Kathrin Wexberg
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