Kröte des Monats November
2008
Aus dem Engl. von
Mirjam Pressler
Beltz & Gelberg 2008
32 S., € 13,30
Oliver Jeffers: Der Weg nach Hause
Der allumfassende (oder auch: das All umfassende) Sehnsuchtstopos der 1980er Jahre lautete „Nach Hause telefonieren …“) und wurde von einem zerknitterten Außerirdischen ohne Unterkörper ausgesprochen. Dessen Leuchtfinger verwies dabei bedeutungsvoll ins unbekannte Nichts. Heute scheint es ein wenig leichter, diesen Himmelsraum zu erobern – man muss als verwegener kindlicher Pilot nur mit seinem Flugzeug „höher und höher und höher“ steigen. Was aber tun, wenn man am Mond festsitzt und sich ein weiteres Relikt der Achtziger („Kleine Taschenlampe brenn“ ) nicht fruchtbar machen lässt? Der irische Bilderbuchkünstler Oliver Jeffers, der bereits mit „Der unglaubliche Bücherfresser“ gezeigt hat, mit wieviel erfrischendem Unernst sich Bilderbücher gestalten lassen, entwickelt aus dieser ebenso schlichten wie überwältigenden Ausgangssituation die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft. Während der „Incredible Book Eating Boy“ jedoch in einem variantenreich collagierten Papieruniversum sein verfressenes Unwesen getrieben hat, werden die beiden Piloten bekannter Flugobjekte in eine künstlerisch ganz reduzierte Bilderwelt gestellt. Der weitgehend entleerte Hintergrund lenkt den Blick der Betrachter*innen auf die beiden liebevoll skizzierten Kerlchen, die die umsichtige Wartung ihrer Flugmaschinen trotz anfänglichem Schrecken zu intergalaktischen Partnern macht, die für die Beschaffung ihrer Ersatzteile wahrlich ungewöhnliche Reisen auf sich nehmen. Mit leiser Ironie zeigt sich das scheinbar Unüberwindbare dabei als das eigentlich längst erfolgte Abenteuer. Dass eine Freundschaft sich auch dann noch aufrecht erhalten lässt, als beide längst wieder den Weg nach Hause gefunden haben, beruht auf demselben Konzept wie einst E.T.s Heimkehr und vermag dessen tröstliche Stimmung ins neue Jahrtausend zu retten.
Heidi Lexe
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