Kröte des Monats September 2006
Aus dem Niederländischen v. Mirjam Pressler
Peter Hammer 2006.
€ 16,90
ab 6 Jahren
Bart Moeyaert / Wolf Erlbruch: Olek schoss einen Bären und nähte sich aus dem Pelz eine Mütze
Der Farbe Rot hängt – so das kleine Lexikon des Aberglaubens – der „Ruch des Dämonischen“ an. Es mag im ersten Moment also verwundern, dass der sicher nicht ganz uneitle, aber doch herzensgute Olek bildlich mit genau dieser Farbe charakterisiert wird. Wolf Erlbruch konzentriert die Wirkmächtigkeit der Figur auf deren aus rotem Papier geschnittenen Kopf. Beseelt vom Vorsatz „Ich tue, was ich kann“ zieht Olek in die Welt, ist hier behilflich und greift da rettend ein und findet sich bald auf seltsame Weise verbunden mit einem roten Vogel. Scharfkonturig auf den naturfarbenen Hintergrund gesetzt führt das seltsame Tier weiter ans Dämonische heran (sind doch Rotkehlchen und Rotschwänzchen im abergläubischen Kontext explizit benannt. Es überlässt Olek eine Feder, verbunden mit dem Versprechen der Hilfestellung. Schon bald bedarf Olek dessen Einlösung – und damit finden alle Vorwegnahmen des Dämonischen ihre Konkretisierung: Olek fordert den Teufel heraus. Als vernarbtes Knollengesicht, dessen gedungener Körper sich auf klitzekleinen Rollen fortbewegt, interpretiert der Glutäugige Oleks scheinbar gute Taten neu … Der Feuervogel ist ein beliebtes Motiv russischer Märchen und Legenden und hat im Ballett von Igor Strawinsky seine wohl bekannteste künstlerische Realisierung gefunden. Bart Moeyaert nähert sich der Geschichte mit Hilfe des naiven Blicks seiner Hauptfigur und eröffnet Wolf Erlbruch die Möglichkeit, das Zusammenspiel des Menschlichen und des Magischen in der faszinierenden Zusammenführung zweier Stilmerkmale zu spiegeln: Der stark auf Reduktion setzenden Kreidezeichnung und der Collage wirkmächtig aus deckendem Papier geschnittenen Figuren.
Heidi Lexe
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