Kröte des Monats Juli
2005
Ill.
von Jörg Müller.
Düsseldorf: Sauerländer 2005.
32 S., €
14,90.
Brigitte Schär / Jörg Müller: Die Weihnachts-Show
Mitten in den heißen Sommertagen
ist Zeit, die ersten Gedanken an Weihnachten zu verschwenden! An Lebkuchenduft
und Schokokekse
Und ans Christkind natürlich. Und da erscheint mitten
in diesen heißen Sommertagen tatsächlich ein Bilderbuch vom Christkind.
Richtig: Es geht ums Christkind! Wenn auch vielleicht mehr um den Osterhasen
Aber sicher nicht um den Weihnachtsmann! Während einst Peter Rosegger dem
Christkind seinen ärmlich-rührenden Platz zwischen Ochs und Esel inmitten
alpiner Schneelandschaften zugewiesen hat, wird hier von Brigitte Schär und
Jörg Müller Christkinds Sommersitz kurzerhand auf eine Insel im Ozean
verlegt, wo es - seiner weihnachtlichen Botschaft ganz entledigt - mit Eis-Cocktail
am Beach im Liegestuhl seinen Auftritt im Kalender erwartet. Diese Insel weist
überhaupt regen Betrieb auf - gehört sie doch dem Kalendermacher (sic!)
und wird folgerichtig von all jenen bewohnt, die irgendwann im Lauf des Kalenderjahres
ihren ganz persönlichen Auftritt bei den Menschen haben: Vom Nikolaus bis
zu den Eisheiligen. Nur die Schutzengel haben die Lizenz zum ständigen Kommen
und Gehen. Und der Osterhase möchte einmal in seinem Leben zum besten Sendetermin
so sehr im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit stehen wie das Christkind
Jörg
Müller lässt in dieser Geschichte den Blick in die Großstadtschluchten
mit dem Prospekt-Blick der im Ozean versinkenden Sonne wechseln, mit anspielungsreicher
Lust am Detail stellt er die letzten "Wunder" der Menschheit in den
Machbarkeitswahn von Kommerz und globalisierten Medien. Nichts ist, wie es scheint.
Und wenn die Show stimmt, sind Inhalte kein Problem, sorgt der Osterhase in der
Krippe doch für Einschaltquoten.
Nicht, dass wir das nicht schon längst
wüssten - dank der 1968er Generation! Aber dieses Bilderbuch, das sich mit
lustvoll-bissigem Hinweis vor allem auf das Verschwinden von Inhalten hinter den
Marken konzentriert und ganz nebenbei die konsumorientierte Maschinerie des Jahreskalenders
- mitsamt dem "Christkind" - als bloße Versatzstücke überführt,
ist einfach bestechend gut gemacht.
Inge Cevela
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