Thema: Kinderlyrik - Lyrikausgaben für Kinder
Dunkel war's, der Mond schien helle. Verse, Reime und Gedichte. Gesammelt von Edmund Jacoby. Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner
"Auf dem Kirschbaum Schmiroschmatzki / saß ein Spatz mit seinem Schatzki, / spuckt die Kerne klipokleini / auf die Wäsche an der Leini."
An Rotraut Susanne Berners Wäscheleine hängen Sonne, Mond und Sterne - die ganze weite Welt der Kinderlyrik; und gemeinsam mit Edmund Jacoby spuckt sie einen Edelkirschkern nach dem anderen: Lautgedichte, Schüttelreime, Nase-Weisheiten und allerlei andere herzzerreißende lyrische Gustostückerl erhalten durch ihre Figurenarrangements ihre zeitlos-humorige Umrahmung. Vom Werwolf, der gebeugt werden wollte, bis hin zum Gummi-Gummi-Zwerg auf dem Gummi-Gummi-Berg verleiht Überraschendes und oft Gehörtes der Tradition des Hausbuches einen neuen Sinn: Sortiert nach sprachlichen und thematischen Schwerpunkten (Sprachmusik; Spielen; Verwirr-Reime, Kinderwelt, Tiere, Natur, Nachdenken, Liebe, Geschichten-Gedichte) werden der Charme der Lyrik, deren Klang und Rhythmus anhand zahlreicher Beispiele eingefangen und in einer umfassenden Sammlung präsentiert.
Gerstenberg 2009.
152 S.
Hans-Joachim Gelberg (Hrsg.): Wo kommen die Worte her? Neue Gedichte für Kinder und Erwachsene. Gedichte und Bilder aller Art
"Ach, wie kannst du nur fragen, es ist doch nicht schwer: / Von überall kommen die Worte her" – so folgert Wolf Harranth in seinem den Titel der Anthologie aufgreifenden Gedichtbeitrag. Von überall kamen auch die Gedichte und Illustrationen für diese Kinderlyriksammlung her: Der Herausgeber stellt darin Werke aus der deutschsprachigen Literaturgeschichte (vorwiegend des 20. Jahrhunderts) neben zeitgenössische, eigens für diese Anthologie verfasste Gedichte, welche die verschiedensten Illustrator*innen in ihrer Wortwörtlichkeit aufzugreifen und spielerisch in Szene zu setzen wussten. Und auch Kinder selbst kommen darin zu Wort und beteiligen sich am Sprachspiel, beispielsweise wenn sie absonderlichen Gestalten Namen wie "Froschaugenfinger" oder "Nasenbeter" geben. Herausgekommen ist dabei eine Sammlung von Gedichten, die auf die anlassgebende Frage "Wo kommen die Worte her?" auf ihre individuelle Weise Antwort geben und dabei vom Geschichtenerzählen, von der Kunst des Wortejonglierens und dem Begreifen der Welt mit Sprache erzählen. Ein aufregender Streifzug durch "poetische Wortwelten" also, zum Entdecken und Sich-Verlieren für Kinder und Erwachsene!
Ill. v. verschied. Künstler*innen.
Beltz&Gelberg 2012.
264 S.
Susan Kreller (Hrsg.): Der beste Tag aller Zeiten. Weitgereiste Weltgedichte
Unter Susan Krellers Herausgeberschaft wurden moderne Nonsensgedichte, Liebesgedichte, Gedichte über Tiere oder Farben aus dem gesamten Sprachraum des Englischen, von Großbritannien bis zur Karibik, übersetzt. Die meisten Texte wurden erstmals, einige bekannte exklusiv und neu übersetzt; die Originale finden sich im Anhang. Man begegnet Lewis Carroll oder Roald Dahl ebenso wie den zeitgenössischen Autorinnen Lanna Solaru, Margaret Mahy und Sam Mbure. Die Übersetzungen sind lebendig und rhythmisch, die Dramaturgie der Textabfolge schlüssig und gleichzeitig kreativ. Sabine Wilharm hat sie reichhaltig illustriert: Konkret oder assoziativ oder surrealistisch mit Reminiszenzen z.B. auf Alice im Wunderland. Zahlreiche (phantastische) Figuren bevölkern die Seiten – mal kopfüber, mal streng geordnet, immer aber enorm dynamisch.
Aus dem Engl. v. Henning Ahrens und Claas Kazzer.
Ill. v. Sabine Wilharm.
Carlsen 2013.
128 S.
Nadia Budde: Trauriger Tiger toastet Tomaten. Ein ABC
Anfangs hat Anton Appetit auf Anis. Zu allerletzt zieht ein Zauberer aus einem ziemlich zerknitterten Zylinder einen Zettel. Dazwischen ereignen sich in alphabetischer Reihenfolge die größtmöglichen Abwegigkeiten, die sich in einem Stabreimsatz lustvoll zusammenfügen lassen. Das bunte Kuriositätenkabinett präsentieren Buddes herrlich aus der Form geratene Figuren mit ihren unvorteilhaften Frisuren und den dicken, verwackelten Konturen. Um die bildliche Umsetzung der Absurditäten entschlüsseln zu können, werden allerdings Kenntnis einiger Fremdworte und Überblick über komplizierte Satzgefüge vorausgesetzt. Weniger Wortgewandte werden sich wahrscheinlich an den witzigen Wortmelodien weiden. Langeweile, wie beim launischen Leguan jedenfalls wird es nicht geben!
Peter Hammer 2002. 48 S. [gebunden]
Peter Hammer 2006.
48 S. [kleine Ausgabe]
Elisabeth Steinkellner/Michael Roher: Die Kürbiskatze kocht Kirschkompott
Ein fein abgeschmecktes Buch-Rezept, das die Tradition des ABC-Buchs auf variantenreiche Weise weiterführt: Denn zu jedem Buchstaben des Alphabets gibt es ein Tier mit seinen jeweiligen kreativen kulinarischen Vorlieben. Von akrobatischen Affen mit Appetit auf Apfelmus über das Reh von Rang mit Liebe zum Rum bis hin zum Wellensittich, der sich wollüstig an den Wein wagt: Allesamt werden sie im charakteristischen Roher-Collagenstil porträtiert. Wer genau hinschaut, kann dabei Bild-Details wie die Fasern der Ingwerwurzel entdecken und wird von jeweils einem markanten Farbakzent pro Doppelseite überrascht. Dabei sind immer wieder menschliche Züge bei den Tieren zu finden und spätestens beim zweiten Gang wird deutlich, dass auch aktuelle Ernährungstrends eine Rolle spielen: denn "X-tra-Wurst" lehnen alle einhellig ab. Unabhängig von den eigenen Ernährungsgewohnheiten: Zu Tisch und zum Buch kann nur gerufen werden.
Tyrolia 2016.
57 S.
Elisabeth Steinkellner / Michael Roher: Vom Flaniern und Weltspaziern. Reime und Sprachspiele
Es ist eine bunte Mischung aus Stimmungslyrik, erzählenden Gedichten, Sprachspiel, Konkreter Poesie und Nonsense, die Elisabeth Steinkellners muntere Lyriktexte, die wagemutig vor keinem Sprachexperiment zurückschrecken und durch ihren Witz und ihre Ausdrucksstärke überzeugen, in diesem Band ausmacht. Wenn die Autorin durch aneinandergereihte Substantive ein ganzes Stadtbild entstehen lässt, die Tonspur eines Wiener Kaffeehauses komponiert oder es versteht, nur durch Lautmalerei einen Spannungsbogen aufzubauen und dabei auch noch eine dramatische Geschichte zu erzählen, wird ihre Sprach- und Erzählkunst besonders deutlich. Mit Freude am Wörter- und Laute-Jonglieren verfasst sie so unter anderem auch fünf Gedichte, die jeweils nur einen Vokal – a, e, i, o oder u – enthalten und den Leser*innen mit ihrer originellen Erzählweise nicht selten ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Die verspielten Bleistiftillustrationen von Michael Roher, die mit Elisabeth Steinkellners Gedichten auf ganz besondere Weise in Symbiose treten, tänzeln dazu federleicht über die Doppelseiten und schaffen auch mit nur kleinen Sujets lebendige und pointierte Bildwelten. In regelmäßigen Abständen unterbrechen doppelseitige Farbillustrationen die Gedichtabfolgen und laden zum längeren Verweilen in der atmosphärischen Bildszene ein. Wieder einmal - und keinesfalls wider Erwarten – beweist das bewährte Künstlerpaar sein ganz besonderes (Erzähl-) Weltspaziertalent und legt einen Lyrikband vor, der für jede Altersgruppe, beim Vorlesen, Stilllesen sowie Alleinelautlesen ein äußerst unterhaltsames und abwechslungsreiches Lektüreerlebnis darstellt.
Tyrolia 2019.
107 S.
Michael Roher: Wer stahl dem Wal sein Abendmahl?
Nicht nur als Illustrator, sondern auch als Autor Michael Roher liebt Michael Roher die Vielfalt und die Erprobung unterschiedlicher Genres. So versammelt dieser Band nicht nur traditionell Lyrisches, sondern auch Auszählreime, Kürzestbiographien, Kinderlieder, Mini-Märchen, flotte Zweizeiler, gereimte Listen, Bauernregeln und sonderbare Begegnungen jeder nur erdenklichen Art finden ihren Weg in dieses Potpourri. Immer wieder findet man einen intertextuellen Verweis oder stolpert über Altbekanntes in neuem Kleid. Nicht nur inhaltlich wird hier collagiert, sondern auch auf der Bildebene: Fantastische Arrangements blühen auf dem Nichts des Weißraums auf. Dabei sticht besonders der liebenswürdige und scharfsinnige (Zeichen-)Witz des Künstlers ins Auge. Denn neben all dem Grotesken und Abstrusen ist es vor allem das Spaßige, das Augenzwinkern, das einem aus diesem Lyrikband entgegen lacht und zum Immer-Wieder-Lesen Laune macht!
Luftschacht 2013.
136 S.
Edward van de Vendel / Fleur van der Weel: Superguppy / Lieb sein, Superguppy!
Die Gedichte von Edward van de Vendel sind so erfrischend lustvoll wie das Limetten-Apfelgrün der Illustrationen seines Gedichtbands. Seine Texte sind überraschend und unkompliziert, sie beschäftigen sich mit Gegenständen und Wahrnehmungen, die überzeugend der kindlichen Lebenswelt und Logik entnommen sind. Sie sind offen und konkret zugleich, sie spielen mit Sprache und Bedeutungen, glänzen zuweilen mit Tiefgang, immer aber mit Witz und Charme. Rolf Erdorf hat die Gedichte gekonnt und stilsicher ins Deutsche übertragen, er verwendet dabei inspirierend kluge Wortneuschöpfungen wie wasserwortetaub oder menschenstimmenstill, die zum Weiterspinnen und lustvoller Auseinandersetzung mit Sprache einladen. So klar und gleichzeitig verspielt wie die Texte sind auch die Illustrationen, in denen Fleur van der Weel das lyrische Ich als charmant-struppigen kleinen Hund in Szene setzt. Ihre Bilder vom Supperdoggie passen perfekt zu den kurzen lyrischen Texten: Sie verstärken sie in wunderbarer Weise, würzen sie mit einer Prise Humor und Lebendigkeit.
Aus dem Niederländ. v. Rolf Erdorf.
Boje 2008.
64 S.
Arne Rautenberg: rotkäppchen fliegt rakete
wenn ich gewollt hätte
sagte das schaf
stände ich jetzt
nackt da
Manches, was der versierte Kinderlyriker hier ausgeheckt hat, muss man zweimal lesen. Mit 40 Gedichten in fast allen Spielarten der Lyrik macht Arne Rautenberg Lust auf genaue Sprachbetrachtung, auf ihren Klang und ihre Mehrdeutigkeit. Die kindliche Alltagswelt wird dabei nie verlassen – sei es eine verschlafene Reflexion am zu frühen Morgen – „mollig komplett und flauschig bedeckt“ –, die Erklärung dringender Kinderfragen – „wonach Pferde riechen: nach erde muff und marzipan nach heu und auch nach lebertran“ – oder die Überforderung im Eissalon – „brombeer schoko und melone / aufzulecken ist nicht ohne.“ Ob kurz oder lang, ob nachdenklich oder witzig – der schmale Band bietet eine Fülle an originärer Kinderlyrik, die Jens Rassmus mit zurückhaltenden Vignetten zu weiteren Pointen führt.
Ill. v. Jens Rassmus
Peter Hammer Verlag 2017.
48 S.
Theodor Fontane / Tobias Krejtschi: John Maynard
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. Und noch zehn Minuten bis Buffalo - dieser Countdown dynamisiert Theodor Fontanes Ballade über den Steuermann John Maynard, einen heldenhaften Steuermann, der ein brennendes Passagierschiff mutig an den Strand von Buffalo steuert und somit alle an Bord rettet - nur nicht sich selbst. Bis zum Schluss müssen die Leser*innen um das Leben der Passagiere bangen. Erleichterung ob der glücklichen Ankunft und Trauer um den Steuermann sind gleichermaßen zu spüren. Die Bilder von Tobias Krejtschi sind von herausragender Expressivität und vermitteln zwischen dem Text Fontanes aus dem 19. Jahrhundert und dem heute lesenden Kind. Furcht, Elend und die nackte Angst sind an den Illustrationen deutlich ablesbar. Ein weiterer gelungener Band aus der Reihe "Poesie für Kinder".
Kindermann 2008.
24 S.
Wilhelm Busch / Jonas Lauströer: Hans Huckebein
"Die Bosheit war sein Hauptpläsier,
Drum", spricht die Tante, "hängt er hier!"
Bevor er sich jedoch im Gestricke seiner eigenen Bosheiten verfängt, bleibt dem pechschwarzen Tier Platz, die Tintenkleckse seiner Untaten über Doppelseiten hinzuschleudern wie Jackson Pollock die Farbe aufs Bild. Ein Vogelschiss lenkt am Vorsatzpapier den Blick und man folgt dem in wildem, schwarzem Strich skizzierten Tier, das frech über den Innentitel stakst, hinein in die Neugestaltung eines von Wilhelm Busch übernommenen Paarreims. Die Federzeichnungen von Busch selbst bleiben dabei in "Über Land und Meer" zurück, in jenen Blättern also, in denen die Bildgeschichte zwischen 1867 und 1868 veröffentlicht wurden.
Stattdessen breitet der Hamburger Illustrator Jonas Lauströer das vom Raben verursachte Weh und Ach mit illustratorischem Furor über die Doppelseiten seines Bilderbuches: In anarchischem Gestus und erdigen Farben arbeitet er auf unterschiedlichem Hintergrund, collagiert, führt ungestüm den Pinsel, klekst, spritzt und lässt den skizzenhaften Ansatz hinter der fertigen Figur vorscheinen. Er hebt den Raum auf, zoomt heran an Hans Huckebein und dessen Untaten, bannt dabei die Dynamik des Geschehens wie auch Mimik und Gestik auf faszinierend ausdrucksvolle Weise ins Bild und lässt als Höhepunkt ("Doch Hans Huckebein verschleudert nur / Die schöne Gabe der Natur") den duplizierten, kreischenden Raben im "schwarzen Heidelbeerkompotte" ums Überleben kämpfen.
minedition 2010.
Heinz Janisch / bookolino: Kommt ein Boot... Ein Gedicht in 11 Bildern und 22 Sprachen
"Kommt ein Boot durch die Luft geflogen, Boot aus Papier, aus Gras, aus Vorgestern." Das Boot ist aus Papier gefaltet; oder aus Meereswellen geformt. Manchmal ist es ein fliegendes Schneckenhaus, dann wieder ein Dampfer auf hoher See. Auf jeder der elf Doppelseiten wird das Gedicht „Kommt ein Boot“ von Heinz Janisch in einer anderen Sprache präsentiert und von einer/einem anderen österreichischen KünstlerIn illustratorisch interpretiert. Vom Englischen über das Tschechische bis hin zum Arabischen erzählt so jede Seite in ihrem ganz eigenen Klang und erzeugt bildlich ihre ganz eigene Stimmung. Ein bemerkenswertes Projekt, das Sprachbewusstsein fördert und zum künstlerischen Handeln einlädt.
Residenz 2012.
24 S.
Bette Westera: Überall & Nirgends
Überall und nirgends spür ich dich. In einer Sammlung von 51 Gedichten rund um das Thema Tod findet Bette Westera vielseitige Herangehensweisen an dieses schwierige Thema. Sowohl der Inhalt als auch die Form der Gedichte variieren sehr stark. So wird der Frage nachgegangen, ob ein Leben ohne Tod überhaupt erfüllend ist, Trauerarbeit behandelt, Einblicke in andere Kulturen geöffnet und über die (Un-)Gerechtigkeit des Todes nachgedacht. Gerade durch ihre ehrliche Direktheit regen die Gedichte zur weiteren Reflexion an. Sylvia Weves bemerkenswerte Illustrationen greifen die zum Ausdruck gebrachten Emotionen mal in abstrakter, mal in realistischer Form auf, mal in schmerzvollem Tintenstrich, mal in zärtlichen Kreidezeichnungen. In den bildlichen Überlappungen unterschiedlicher Ebenen und Gedichte hallt die Vielschichtigkeit der unterschiedlichen Perspektiven wider.
Ill. v. Sylvia Weve
Aus dem Niederländ. v. Rolf Erdorf
Susanne Rieder Verlag 2016.
112 S.
Stefanie Schweizer (Hg.): Lyrik-Comics – Gedichte Bilder Klänge für Kinder in den besten Jahren
Von Georg Bydlinski über Michael Hammerschmid bis zu Elisabeth Steinkellner reicht die Bandbreite österreichischer Kinderlyriker*innen, die in diesen Band aufgenommen wurden. Dazu gesellen sichinternationale kinderliterarische Dichter*innen wie zum Beispiel Edvard van der Vendel oder Josef Guggenmoos und auch Schriftsteller*innen wie Ernst Jandl oder Joachim Ringelnatz. Deren Gedichte präsentiert diese ganz besondere Lyrikanthologie jeweils in drei Varianten: In ihrer lyrischen, schriftsprachlichen Form; in einer Transformation, die dem Text eine additive Bildebene hinzufügt; und im Medienwechsel, der auf musikalischen Gestaltungselementen basiert. Die Texte werden einerseits zu sequentell oder monoszenisch erzählenden Bild-Geschichten, in die der Text integriert wird, und andererseits zu Liedern, die auf einer zum Buch gehörigen Homepage (www.beltz.de/lyrikcomics) präsentiert werden. Daraus resultiert ein erfrischender Variantenreichtum von Kunst- und Adaptionsformen, der durchaus mit dem Namen jenes Netzwerks charakterisiert werden kann, dem die Musiker*innen angehören: Rotzfreche Asphaltkultur.
Beltz & Gelbert 2019.
104 S.
Kinderlyrikbände und Lyrikausgabe, die nur noch antiquarisch erhältlich sind, deren Neuauflage wir an dieser Stelle aber nachhaltig anregen wollen
Gerda Anger-Schmidt / Renate Habinger: Neun nackte Nilpferddamen
Geschüttelt und gerührt sind hier kein Widerspruch: Serviert wird ein Cocktail aus alphabetisch angeordneten Sprachspielerein, die von achtzehn Affenjungen an Achterbahnen bis zur zartbesaiteten Zita reichen. Oder sollen es Qualle, Quiz und Quastenende sein? Ein Rohkostrezept, eine Zeitungsmeldung mit dem Titel Rent a Hendl? Ein Suchspiel, ein Wutzettel, ein Zungenbrecher? Die Sprachakrobatin Gerda Anger-Schmidt serviert, was das Herz an Buchstabenmixturen und Spracheskapaden begehrt. Egal, ob Begrifflichkeiten beim Wort genommen werden, ob Mini-Sketches notiert oder kurze Märchen erzählt werden - schon allein die Fülle an Wort- und Sprachmaterial fordert, fasziniert und unterhält. Renate Habinger steigert die Sprachrezepturen und begibt sich in ein freies Spiel mit ihnen: Sie lithografiert, zeichnet, klebt und stempelt und macht aus dem kreativen Textsammelsurium ein Schatzkästchen. Buttons, Schattenspiele und Wolkenbilder steuert sie ebenso bei wie die bildliche Grundlage zur Klärung der Frage: Findest Du die neun nackten Nilpferddamen? Egal, was immer man an Zwischengängen im Alphabet sucht, man wird es finden. Angenehmen Appetit allerseits!
Nilpferd in Residenz 2003.
124 S.
Christine Knödler (Hrsg.)/ Stefanie Harjes: Warum ist rosa kein Wind? Gedichte und Geschichten vom Leben, Lieben und Fliegen
Der Titel verweist auf den "Herkunftsort" der Anthologie, denn jene künstlerischen Annäherungen an Texte, die sich ganz un-rosa präsentieren, sich aber dennoch als eine der jungen weiblichen Leserschaft zugeschriebene Sammlung verstehen, stammen aus der Werkstatt überm Wind. Die schon am Vorsatzpapier variantenreich skizzierten Weiblichkeitsbilder werden in variantenreichen Beispielen aus Literaturgeschichte und -gegenwart aufgegriffen und in den Kontext der Identitätssuche ebenso gestellt, wie als Frage des So-Seins in seiner emotionale Breite begriffen. Von Sappho bis Else Lasker-Schüler, von Jacques Prévert bis Peter Handke reicht der lyrische Kanon, ergänzt durch Prosa von Beate Teresa Hanika oder Marlene Röder.
Den Textzeilen von Hilde Domin folgend wird die Welt hochgeworfen und Stefanie Harjes lässt den Wind ihrer künstlerischen Vielfalt hindurchfahren: Mythologische Ikonografie, wie der aufgerissene Rachen einer Unterwelt paaren sich mit zarten Kind-Bildern, Frauenkörper werden als Papier- oder Schaufensterpuppen ebenso erprobt wie als Statuen oder Models, deren wildes rotes Haar sich als Wellen über Bildseiten ergießt.
Ravensburger 2014.
144 S.
Lázló Varvasovszky: Bärenwortspielbuch
Zwei Bären lungern im Birkenhain und entschließen sich zu einem Sprachspiel: Man muss Wörter finden, in denen das Wort "Bär" vorkommt. Je Wort erhält man einen Punkt. Also "Bärenhunger" oder "bärenstark" oder auch "Bärlauch" – das alles lässt sich (wie die ganzseitig auf weißen Hintergrund gesetzten und mit Farbstift kolorierten Strichzeichnungen zeigen) auch ohne unmittelbaren Bedeutungszusammenhang prächtig im Bärenformat darstellen. Da bringt ein kleines freches Bärenkerlchen mit dem Wort "Erdbären" Verwirrung ins Spiel. Zuerst ist noch das Wort "Regeln" zu hören, doch als das Wort "Spielverderbär" fällt, werden Pingeligkeiten über Bord geworfen und fröhlich dahinfabuliert: Auf "bärückende" Art werden der "Abärwitz" gesteigert und die Begriffskreationen vom Autor und Illustrator des legendären "Schneebärenbuch" in ihrer Wortwörtlichkeit verbildlicht.
Bibliothek der Provinz 2005.
68 S.
Wer wissen will, wie Lyrik und schwarzer Humor sich zueinander verhalten, kann das unter dem Titel „Zerhackt, verdrängt, geleimt, gereimt“ in einem Beitrag von Monika Janska in der der STUBE-Schriftenreihe fokus nachlesen.