Thema: Hühner, Hähne und Küken
2020 bis 2022 frisch geschlüpfte Hühner
Sebastian Meschenmoser: Chick
In einem realen Gemeinschaftsgarten gibt es so manche Pflanzen und einen Hühnerstall. Aber ohne Hühner. Sebastian Meschenmoser nimmt daher sechs Küken unter seine Fittiche und schreibt in Text und Bild deren Entwicklung nieder und zeichnet sich selbst als „Mutter“ in das Bilderbuch ein. Alen voran erzählt er die Geschichte von Chick, der sich eine Zukunft als Bosshahn erträumt. Die Träume werden stilistisch vom restlichen Bilderbuch abgehoben und erzählen in Panels den Aufstieg des kleinen Küken: Henrietta würde seine Henne sein und gemeinsam würden sie viele Eier legen. Aber dann: Dann wächst Henrietta ein Hahnenkamm und Chicks Schwanzfedern bleiben stummelkurz. Die Geschlechterzugehörigkeit lässt sich bei Küken ja nicht eindeutig feststellen und so muss das Protagonistenhuhn seine Lebensplanung überdenken. In ge-wohntem, feinem Blei- und Buntstiftstrich verleiht der Illustra-tor den Küken Leben und zeichnet die verschiedenen Stationen eines Hühnerlebens nach – und zeigt am Ende, dass auch ein Huhn (welche Legebatterie-Alpträume es auch immer haben mag) eine wahre Heldin im Kampf gegen den Fuchs sein kann.
Thienemann 2021.
64 S.
Alfredo Soderguit: Die Wasserschweine im Hühnerhof
Mit seiner gewitzten Erzählung über eine hürdenreiche Freundschaft zwischen einander fremden Tierarten hat der uruguayische Autor und Illustrator eine kluge Parabel gegen Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit geschaffen. Dass ausgerechnet die in sozialen Medien als die kuschel-freudigsten Tiere gefeierten Wasserschweine (auch: Capybaras) die Rolle der (vor Jäger*innen) flüchtenden „Anderen” übernehmen, erzeugt zusätzliche Ironie. Während die scheinbar besonders warmherzigen Wesen im Netz Freundschaften wie am Fließband schließen, haben sie es in Alfredo Soderguits Bilderbuch nicht so leicht. Grund sind die vorurteilsbehafteten Hühner, die ihren Stall frei von den unbekannten Wildtieren halten wollen. Der benötigte Schutz innerhalb des Zauns wird den Wasserschweinen nur unter strengen Auflagen gewährt. Dass die wahre Gefahr aber nicht von außen, sondern von den (Haus-)Tieren aus den eigenen Kreisen ausgeht, wird in reduzierten Textpassagen und vielsagenden Bilddarstellungen, deren feine monochrome Strichführung nur durch vereinzelte rote und braune Akzente durchbrochen wird, pointiert vorgeführt. Rettende Abhilfe schafft letztlich jene solidarische Allianz, die anfängliche Differenzen ebenso überbrückt wie sie ungeahnte neue Möglichkeiten eröffnet.
Aus d. Span. v. Eva Roth.
Atlantis 2021.
48 S.
Kate Read: Ein Fuchs – 100 Hühner. Ein Bilderbuch-Thriller zum Mitzählen
Zählenlernen als kriminalistische Aufgabe: 1 hungriger Fuchs sieht mit seinen 2 Augen 3 dicke Hennen … wie die Geschichte weitergeht, kann sich wohl jede*r denken. Ziffernweise wird der Tathergang weiter aufgedeckt, von den 4 Pfoten, die 5 Schritte zum Stall schleichen, über die 6 Augen der beunruhigten Hühner. Riesengroß und feuerrot gegen die nachtblaue Umgebung taucht der Räuber vor seiner Beute auf – und sieht sich plötzlich nicht 3, auch nicht 10 (wie es die Fortführung der Zahlenkette erwarten ließe) gegenüber, sondern 100! Was bleibt da nach einer Doppelseite, auf der man vor lauter Federn kein Fell (und dem entfesselten Chaos entsprechend keine ordnenden Zahlen) mehr sieht? Richtig: 1 verängstigter Fuchs. Neben der so simplen wie witzigen Geschichte sticht dieses Buch auch durch seine Illustrationen aus der Reihe klassischer Zähl-Lern-Bücher hervor: Einer Kamera gleich zoomen die farbintensiven, dynamischen Darstellungen, deren Kombination aus bunt bemalter Papiercollage und nachtdunkler Kreidezeichnung mit eindrucksvollen Kontrasten arbeitet, im Laufe des Geschehens immer näher an die Tiere heran und ziehen die Betrachtenden zunehmend in den Bann der dramatischen Ereignisse.
Knesebeck 2020.
32 S.
Katja Reider / Sophia Schrade: Hilda Huhn geht Eier suchen
Zu Ostern werden bekanntlich Eier gesucht, die üblicherweise vom Osterhasen versteckt werden. In diesem Zählbuch im Pappbilderbuchformat für die Jüngsten werden diese Ebenso gesucht, aber aus einem ganz anderen Grund: Schau, Hilda Huhn geht Eier suchen, zehn an der Zahl – für Eierkuchen. Ergänzt wird dieses Vorhaben mit der Aufforderung Doch zählen, das fällt Hilda schwer. Zählst du mal mit? Das hilf ihr sehr! Und so werden pro Doppelseite zwei Eier gesucht und gefunden, die in ihrer Erscheinungsform nicht unterschiedlicher sein könnten und dementsprechend in Szene gesetzt werden: Das eine ist so schön, dass es im Museum stehen könnte, während das nächste so kleine ist, dass es nur von Herminchen sein kann. Konsequent gereimt werden so zehn Eier gefunden. Der witzige Text, der auch die Herkunft des Eis aufgreift (Henrike schenkt Ei Nummer acht, natürlich ist es selbst gemacht) wird durch die bunten Bilder von Sophia Schrader wunderbar ergänzt, in denen die abstrusesten (Bauernhof)Geschichten abgebildet werden, bis am Ende alles anders kommt als gedacht und Huhn Hilda seufzt, pickt schnell ein Korn – und dann? Beginnt’s noch mal von vorn.
Rotfuchs 2022.
o. S.
Mario Giordano / Sabine Wilharm: Ein Huhn, ein Ei und viel Geschrei
Alaaaarm! tönt es entsetzt durch den Hühnerstall. Die Schreckensversion der gesamten Hühnerzunft ist wahr geworden: Das erste, selbstgelegte Ei ist verschwunden. Tief erschüttert wendet sich Huhn Lulu an Astor Chang, den Maulwurf und Detektiv. (Unter den Insekten, die sich in der Mohnwiese um ihn herumtummeln, könnte sich auch Wanze befinden. Aber das ist eine andere Geschichte.) Schon zieht Astor Chang, begleitet von seinem Grashüpfer-Assistenten Zippo los; mit jeder Doppelseite eröffnet sich ein neuer topografischer Bauerhof-Bereich und damit nicht nur ein neues animales Lebensumfeld, sondern auch ein neues Verdachtsmoment. Die humorigen Bild-Inszenierungen nehmen dabei kuriose Perspektiven auf das turbulente Geschehen ein, während der Text gewitzt die anthropomorphisierten Bauernhofbewohner*innen als mögliche Täter*innen ins Spiel bringt. Bis letztlich zerbrochene Eierschalen gefunden werden. Ist hier ein Mord passiert? Oder einfach nur ein Kücken geschlüpft? Wird Panik oder Entzücken am Ende der schwungvollen Bilderbuchgeschichte stehen?
Fischer 1999.
40 S.
Gökçe Irten: Guck gack ga! Wer kommt denn da?
Onomatopoesie vom Feinsten – und das im Bilderbuchformat: Als ein Grüppchen Hühner von einem vorerst nicht in seiner Gesamtheit erkennbaren Tier beim Schachspiel gestört wird, versuchen die kleinen, flattrigen Wesen das riesenhafte Geschöpf auf sich aufmerksam zu machen. GLUK und HOOOP und tok tok pak, heißt es da. Doch das langbeinige Wesen, von dem immer mehr sichtbar wird, scheint auch die lauter werdenden Rufe einfach zu überhören. Selbst als man sich mit einer Leiter seinen vermeintlichen Ohren nähern will – eine Aktion, die mit lautem GaAaK fatal scheitert und dennoch zeigt, wie Schriftgröße und Schriftsatz eine lautliche Ebene im Bilderbuch realisieren. Aber die Hühner geben nicht auf: Unter enthusiasmiertem FLIIIIP flap flup versuchen sie sich förmlich in den Aufmerksamkeitshorizont des Riesenwesens zu katapultieren – und finden die Lösung des GAK gaa dann doch in dessen (ohrenbetäubender) Lautstärke. In schlichtem Illustrationsverfahren werden die aufgeregt durcheinander purzelnden Hühner in den Leerraum gesetzt und mit nur wenigen Requisiten ausgestattet – dafür aber bis hin zum fina-len Überraschungseffekt mit wirkungsvollem GLUK GAKUCK.
Magellan 2019.
46 S.
Sven Nordqvist: Schau mal, was ich kann, Petterson!
Auf dem Hof von Pettersson und Findus ist immer was los! Auch in der jüngsten Ausgabe der Erlebnisse des schrulligen Bauern und des aufgeweckten Katers. Der sich diesmal in höchstem Ausmaß bewegungsfreudig zeigt. Mit dem titelgebenden Ruf nach Aufmerksamkeit animiert er Petterson zu allerlei (gymnastischen) Verrenkungen. Die beiden hüpfen, laufen, balancieren – und erschrecken damit ganz gehörig die geflügelten Bauernhofbewohnerinnen.
Sie werden zum Publikum, das bass erstaunt auf Findus reagiert, der schnell, geschickt und furchteinflößend seine Verrenkungen vorführt. Petterson kann da nicht mithalten – und nicht einmal die Hühner erschrecken oder erstaunen. „Aber was kannst du denn dann, Pettersson?“ fragt Findus verwundert. Doch auch der alte Bauer hat seine Stärken und Qualitäten und weiß sie einmal mehr auszuspielen. Die Hühner rennen und applaudieren und piken am Rande gemütlich nach Körnern. Und sind einmal mehr nicht aus dem detailliert ausgestalteten Bauernhofgeschehen wegzudenken.
Aus dem Schwed. v.Maike Dörries.
Oetinger 2019.
28 S.
Lorenz Pauli / Kathrin Schärer: böse.
Wir wissen: Das Böse ist immer und überall! Und es macht auch vor dem Bauernhof nicht Halt. Obwohl die Tier-Welt am Vorsatzpapier noch in Ordnung scheint, als der sich selbst als meistens braver Hund bezeichnende Schnauzer eine Geschichte zu erzählen beginnt. Und schon gerät alles durcheinander: Der am Innentitel noch stolz und unbehelligt dahinstolzierende Hahn wird mit dem Umblättern durch ein furchterregendes Wuff aus den nicht vorhandenen Socken gehoben. Die restlichen Hühner können da nur staunen. Was ist hier passiert? Wo die humorig-grotesk inszenierten Tiere den Betrachter*innen doch bildfüllend und unschuldig entgegen-blicken. Das renommierte Bilderbuch-Duo jedoch hat Spaß daran, das scheinbar Harmonische mit dem Tückischen zu kontrastieren und sorgt dabei für zahlreiche Überraschungs-effekte. Das Spiel mit der Bösartigkeit wird dabei von Schwein, Ziege, Taube und schließlich einer Katze erprobt und ordentlich ausgekostet. Als aber das Pferd auf die Maus tritt, sind alle fassungslos: Zum Glück handelt es sich aber doch nur um die liebste Gemeinheit der Welt. Sogar der stolze Hahn muss da am Ende ein wenig lächeln.
Atlantis 2016.
32 S.
Brüder Grimm / Lisbeth Zwerger: Die Bremer Stadtmusikanten.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte der vier erschöpften Außenseiter*innen, die sich zum wohl bekanntesten A-Capella Trüppchen der Märchenwelt zusammenfinden: Der Esel, der Jagdhund, die Katze und (!) der Haushahn. Ihn finden die drei anderen Landesflüchtigen schreiend auf dem Tor eines Hofes sitzend. Lisbeth Zwerger zoomt in ihrem Aquarell auf den detailliert ausgearbeiteten Kopf des Tieres. Ein wenig zur Seite geneigt und mit schwimmendem Blick verweist er darauf, dass er nicht mehr lange auf diesem Halse sitzen wird. Denn der Hahn soll in die Suppe. Also schließt sich der Totgeweihte den nach Bremen Wandernden an. Noch eben hat die Landschaft in sattem Grün Hoffnung verbreitet; doch mit dem Umblättern kommen die finsteren Gestalten in den Blick, die als Perversion einer Tafelrunde auf schwarzen Hintergrund gesetzt werden. Doch in diesem Moment lassen die vier Außenseiter*innen ihre musikalische Ansage an die Welt erstmals ertönen. Was man davon im Sinne von Tonalität und Harmonien halten darf? Nun, die Räuber flüchten und Lisbeth Zwerger setzt Vignetten der vier Spielleute erschöpft, aber zufrieden in den Weißraum. Um in ihrem letzten Bild auf das, nunmehr wieder in grüne Landschaft gesetzte Haus zu schwenken, das zu einem neuen (musikalischen) Zuhause geworden ist.
minedition 2006.
26 S.
Lorenz Pauli / Kathrin Schärer: Fell und Feder.
Aus vier mach zwei: Hier sind es zwar nur Huhn (nicht Hahn) und Hund, an Musikalität aber wissen sie ihre Kolleg*innen aus Bremen durchaus zu übertreffen. Schließlich hat man es bis auf eine Bühne geschafft und ist darob ganz aus dem Hunde-häuschen. Der rote Vorhang hebt sich und TATAAAA!!!
In der theatralen Inszenierung einer ungewöhnlichen Freundschaft verzaubern Huhn und Hund ihr Publikum, während die Leser*innen auch hinter die Kulissen blicken. Es handelt sich um eine Premiere, die Aufregung ist groß – gilt es doch, einen Piratenschatz zu finden. Geschickt lässt Kathrin Schärer Bühne und Bilderbuch-Bühne ineinander übergehen: Sie setzt die beiden Darsteller einerseits in den Weißraum des Bilderbuches und inszeniert andererseits das Bühnengeschehen durch illustratorische Stilwechsel. Weiße Kreise kommt dabei auf schwarzem Hintergrund zu Einsatz – oder schwarze Kreide auf blitzblauem Hintergrund, wenn eine schattentheaterartige Actionszene bildfüllend für Spannung sorgt. Im Hintergrund spielt das Hühner-Orchester, und verweist so auf die Oper von Lorenz Pauli, Rodolphe Schacher und Charlotte Perrey, auf der das Bilderbuch basiert.
Atlantis 2017.
36 S.
Eva Muszinski / Karsten Teich: Trudel Gedudel purzelt vom Zaun.
Der beste Platz ist nah beim Hahn – so lautet das Lebensmotto der gefiederten Damen, die auf dem Hühnerhof Das-gelbe-vom-Ei ein beschaulich-geregeltes Dasein fristen. Der beste Platz ist nah beim Zaun, findet dagegen Trudel Gedudel, die aufmüpfige, die aufgeweckte, die bisweilen auch etwas aufsässige Henne, die dem biederen Hühner-Alltag die emanzipatorischen Lebensweisheiten ihrer verehrten Tante Elli entgegen setzt. Von der Möwe Gräten-Käthe lässt sie sich mit Fernweh anstecken und zum Blick über den Zaun verführen. Natürlich trudelt sie von dort, nicht ganz freiwillig, in die weite Welt hinaus, wo sie mehr und vor allem das Meer sieht.
Mit viel Sprachwitz, Slapstick und Situationskomik, in hintersinnigen Bildern und prägnanten Dialogen voller popkultureller Anspielungen erzählt das Kinderbuch-Erfolgsduo Muszinski und Teich von der Lust, aus dem vertrauten Trott hinaus in die weite Welt zu flattern – auch und gerade wenn das bedeutet, dort ein paar Federn zu lassen.
Und man stelle sich das alles erst in einer szenischen Lesung mit Musik vor - performt vom Stimmenwunder Stefan Kaminski! (CD bei DAV)
cbj 2019.
88 S.
Franziska Biermann / Nils Kacirek / Susanne Koppe: Herzlichen Glückwunsch, kleines Huhn!
Es gilt, eine Hühnerparty zu feiern: Noch ist alles morgendlich still, als die Mühle am rauschenden Bach klappert, doch schon mit dem ersten Umblättern erschallt der Ruf der Tuba und stimmt „Im Frühtau zu Berge“ an. Wimmelige Bilderbuchseiten und die 24 ihnen zur Seite gestellten, traditionellen Lieder werden also entlang eines Tagesablaufes präsentiert. Es ist natürlich kein beliebiger Tag am Bauernhof, wenn das Pferd den Kontrabass zückt, das Eichhorn sein Baum-Studio aktiviert und das liebenswerte, tierische Orchester nach und nach in Partylaune kommt. Da rasen schon mal die Affen durch den Wald und verweisen bebrillt auf die ganzseitigen Notationen, mit denen sich auch die sanges- und spielfreudigen Leser*innen in Glückwunschständchen für das Huhn einbringen können. Notation und Liedtexte werden dabei variiert und können doch in wiedererkennender Freude bis tief in die mondhelle Nacht hinein mit-performt werden. Oder man lässt einfach die beigefügte CD laufen, während man sich am actionreichen Bauernhofgeschehen delektiert.
Carlsen 2013.
64 S. Mit beigelegter CD.
Rotraut Susanne Berner: Pick Pick Picknick.
Optimismus und Tatendrang gibt es auch in der Hühnerwelt (nun gut, es handelt sich um anthropomorphisierte Hühner …). Das schwarze Huhn jedenfalls will hinaus ins Freie, den Tag genießen, einen Ausflug machen. Das weiße Huhn aber (man beachte die Umkehr der üblichen Farbsymbolik) entpuppt sich als Stubenhockerin mit Hang zum Pessimismus. All ihre Sätze beginnen mit einem abwiegelnden Ach nein, während das schwarze Huhn auf die Einwände stets mit einem Und wenn schon! kontert (diese beiden formelhaften Dialoganfänge haben in der Erstausgabe des Bilderbuches für sehr junge Kinder 2005 bei Hanser auch als Titel fungiert). Die beiden teilen sich zwar ein kleines Häuschen, doch Rotraut Susanne Berner stellt sie einander in ihren reduzierten Illustrationen dennoch geschickt gegenüber: Wenige Requisiten sorgen für einen übergreifenden Raum in dem die beiden die jeweils linke und rechte Bilderbuchseite bespielen. Bis man dann doch gemeinsam aufbricht. Und siehe da: Die unheilvollen Vorhersagen treten zwar ein, können aber den herrlichen Tag im Grünen nicht trüben.
Aladin 2015.
32 S.
Heinz Janisch / Walter Schmögner: Ein verrücktes Huhn.
Muss ein Huhn eigentlich Eier legen? Oder können es auch Wolken, Äpfel, Fußbälle oder Glühbirnen sein? Warum nicht? In einem zurück genommenen Text zeigt Heinz Janisch, dass variantenreiche Alltagserlebnisse durchaus zu ungewöhnlicher Lege-Leistung führen können. Er schafft damit assoziativen Freiraum für die Illustrationen, die in einem jeweils ganzseitigen, gerahmten Panel zeigen wie das Huhn unabsichtlich in ein Fußballspiel gerät, wie ihm ein Licht aufgeht oder gar eine mögliche Karriere als Fernsehstar winkt. Oder muss es in den Kochtopf, weil Schneebälle nun mal keine Eier sind und den Bauern ernährungstechnisch ein wenig unbefriedigt zurück lassen? Mit Witz und karikierendem Strich wird der ein wenig tumb wirkende Hühnerhalter ins farbintensive reduzierte Bild gesetzt – bis er sich zur Erkenntnis durchringt, dass gerade sein Huhn ein ganz besonderes Huhn ist. Eine Zusammenschau verwandter Hühner und verrückter Eier gibt final Zeugnis davon.
Nilpferd in Residenz 2011.
32 S.
Emily Gravett: Das komische Ei.
Erpel ist verzweifelt: Alle Vögel haben bereits Eier gelegt und sind schon fleißig dabei, sich auf den Nachwuchs vorzubereiten – nur Erpel nicht. Als er ein grün gepunktetes Ei findet, hält er es für das schönste Ei der Welt. Und wird von den Anderen dafür ausgelacht.
Dennoch warten alle gemeinsam gespannt auf das Schlüpfen der Jungtiere. Nach und nach brechen die Eierschalen auf – vom kleinsten Ei bis hin zum größten. Emily Gravett stellt die Eier in den Leerraum ihrer Illustrationen und entfaltet wortwörtlich deren Geheimnisse: Nach und nach schlüpfen immer größer werdende, fluffige Wesen, die auf immer breiter werdende Bildklappen gesetzt werden. Einem Mix-Max-Bilderbuch gleich verändert sich damit auch die gegenüberliegende Seite, auf der die Muttertiere – unter ihnen selbstverständlich auch das Huhn – ihren Nachwuchs in die Arme schließen. Nur Erpel wartet noch immer; der Schal, den er strickt wird länger, seine Zuversicht aber schwindet nicht. Und tatsächlich: Letztlich macht es Knirsch und Knack und zu den in Farbstift zügig konturierten und sanft kolorierten Tieren gesellt sich eines, das ein wenig aus der Art fällt …
Erpel ist begeistert. Und Konrad Lorenz wäre es auch.
Und der Übersetzer ist schon allein auf Grund seines Namens (zumindest auf Grund des letzten Teiles seines Namens) prädestiniert für die Übertragung der rhythmisierten Geschichte.
Sauerländer 2010.
Aus dem Engl. v. Uwe-Michael Gutzschhahn
26 S.
Britta Teckentrup: Das Ei.
Wie vielfältig Sachbücher heute gestaltet sein können zeigt sich dort, wo man ein Sachbuchthema gar nicht vermuten würde. Ist das Ei nicht viel zu klein und unbedeutend für ein Sachbuch? Nun, die Größe eines Eis kann variieren, wenn man Kolibri-Ei und Elefantenvogel-Ei einander gegenüberstellt. Kurze, durchaus poetisch anmutende Textpassagen vermitteln grundlegende Informationen, die luftig auf eigene Seiten gesetzt werden und so die Illustrationen zur Wirkung bringen. Sie werden zum tragenden Element, wenn vielseitige Informationen rund um das Ei gegeben werden von dessen möglichen Formen bis hin zu seiner Bedeutung für Kunst, Mythologie und Religion aufgewartet werden. Bestimmend ist dabei das Moment der Entschleunigung, das zum Verweilen und Betrachten der Illustrationen einlädt, in denen stets unterschiedliche Farbschichten marmorierend übereinandergelegt werden. Es braucht keine etymologischen Begriffserklärungen, wenn auf prägnante Weise über die schlimmsten Brutbedingungen der Welt und die für das menschliche Gehirn angenehmste Form berichtet wird. Denn die in harmonischen Pastelltönen gehaltenen Lithografien beeindrucken durch ihre kunstvolle Ästhetik, lassen aber auch in Bezug auf ihre naturwissenschaftliche Genauigkeit nichts zu wünschen übrig.
Prestel 2017.
32 S.
Ute Wegmann: Toni.
Nicht die Frage danach, wer zuerst war (die Henne oder das Ei), steht hier zur Diskussion, sondern viel eher die Frage, wer überleben wird. Will der Muffkopf (muffliger Bauer mit bärig schöner Stimme) wirklich seine Hühner verkaufen und sie damit dem sicheren Tod preisgeben? Während ihrer Ferien bei Grossi (gute Brotbäckerin und sehr gute Autoscooterfahrerin) steht für Toni das Wohlergehen jener Tiere auf dem Spiel, denen sie einen Namen gegeben und die sie damit in ihre Verantwortlich-keit übernommen hat. Eingebettet ist der hochdramatische Versuch der Hühnerrettung in eine sommerliche, von charmanten Hühner-Vignetten begleitete Auszeit: Im zivilisatorischen (und damit medialen) Abseits hat Toni die Muße, sich der Schönheit der Natur und damit auch allerlei Grundsatzfragen des Lebens an sich zu widmen.
Mit Hühnern von Rotraut Susanne Berner.
Reihe Hanser bei dtv 2017.
256
S.
Anna Woltz: Kükensommer.
Es hätte ein ruhiger Sommer werden sollen. Aber mit dem Leben lässt sich eben nicht rechnen und so erlebt die zehnjährige Flora eine besondere Zeit. Denn als sie ein Huhn in Brutlaune findet, ist sie von der Aussicht auf flauschige Küken ganz gefangen. Flugs hat sie dem entführten Huhn befruchtete Bauernhofeier untergejubelt und folgt der Zeitrechnung bis zum Schlüpfen ihrer „Stief“-Küken. Wäre da nicht die vorlaute Evi, die neu in die Nachbarschaft gezogen ist, hätte sich Flora ganz ihrem neuen Dasein als Hühnerexpertin hingeben können. Schließlich hat sie nicht nur umfangreich recherchiert, sondern entwickelt auch empirisches Talent. Ja und dann ist da noch Nick, den Flora eigentlich für einen Streber gehalten hat. Und schon weitet sich der nach den 21 Tagen der Brutzeit getaktete Roman zu einer liebenswerten Sommergeschichte aus, in der durch die erhoffte Ankunft der flauschigen Küken kluge Parallelen zu menschlichen (Patchwork-) Familien gezogen werden und kleine amouröse Verwicklungen nicht vor Floras hühnerorientierter Welt Halt machen.
Ill v. Angela Glökler.
Aus dem Niederländ. v. Bettina Bach und Eva Schweikart.
dtv junior 2015.
158 S.
Rachel van Kooij: Beim Kopf des weißen Huhns.
Fünf tote Hühner, zwei tote Restaurantfische, ein toter Luchs und ein entführtes Kaninchen. Soweit die erste Opferbilanz eines Kinderkrimis, hinter dem sich eine Geschichte über Freundschaft gleichermaßen wie über die Frage nach der (ethisch) richtigen Entscheidung verbirgt. Denn Mia, deren Hühner zu den ersten Mordopfern zählen, hat sich im wendungsreichen Plot wutentbrannt dazu entschlossen, Rache zu nehmen. Sie handelt impulsiv und möchte auch ihren Freund Emil für ihre wenig reflektierten Vorgangsweisen einspannen. Der hat zwar beim Kopf des weißen Huhns sein Wort darauf gegeben, bei der Suche des Mörders/der Mörderin zu helfen; und möchte dennoch das Leben des vorverurteilten Hasen des Klassenrüpels Emil retten. Temporeich lotet die Autorin Emils Möglichkeiten zwischen Mut und Notlüge aus und lässt den Ermittlungsplot zu einer Suche nach der Wahrheit, aber auch der richtigen Überzeugung werden.
Jungbrunnen 2016.
176 S.
Sarah Michaela Orlovský/Michael Roher: Filomena Grau.
Für andere mögen Bauernhöfe und das Landleben der Inbegriff der Idylle sein, Filomena Grau, neun Jahre alt, sieht das anders: Sie ist „not amused“, dass ihre sonst sehr liebenswerten Eltern plötzlich beschließen, das normale Leben in der Stadt gegen ein gemeinschaftliches Wohnprojekt am Land, den höllischen Himmelhof zu tauschen. Ihr Leid über diese einschneidende Veränderung in ihrem Kinderleben beklagt sie in Form eines Tagebuchs, dessen Erzählverlauf von Michael Roher humorvoll bebildert wird. Zum Inbegriff der höllischen Land-Orte wird für Filomena der Hühnerstall: Denn so reizvoll es sein mag, Eier nicht mehr kaufen zu müssen, so herausfordernd ist es, den vordergründig so süßen Tieren ihre wunderschönen und noch warmen Eier zu entlocken. Bereits der erste Versuch endet als DESASTER: Hühnerschnabel hackt in Kinderhand, Filomena stolpert vor lauter Schreck über die Hühnerleiter und landet mitten in der Hühnerkacke. Es ist unglaublich, wie viel so ein kleines Vieh kacken kann. Und wie bestialisch so ein kleines Kackwürstchen stinken kann. Womit auch die weniger idyllischen Seiten des Huhnes endlich einmal kinderliterarisch auserzählt wurden.
Picus 2019.
133 S.
Michael Roher: Oma, Huhn und Kümmelfritz.
Wer sagt, dass das Huhn nur den Bauernhof bevölkert? In bester Wiener Sprachtradition darf es auch im urbanen Raum seinen großen Auftritt haben (wobei wir hier nicht vom Time Square, sondern der ein wenig dörflich anmutenden Schreibergasse 15 sprechen; schließlich ist Herr Lammbauer nicht weit): Am zweiten Oktober vor drei Jahren, also zwei Tage vor Kümmelfritzes fünftem Geburtstag hat Oma Woniafka das Huhn am Morgen in einer Kiste gefunden. Seither bilden die titelgebenden Drei eine charmante Erlebnisgemeinschaft. Ihre Alltagserlebnisse werden amüsant und episodenhaft geschildert und von dem schelmischen kleinen Federknäuel, das sich gerne an Schokoriegeln vergreift, launig kommentiert. Dem Spielcharakter in all seinen sprachlichen wie auch sonstigen Varianten kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu – sieht man einmal von allerlei Köstlichkeiten wie Kuchen ab. Bereits im Voraus zeigt eine Bildergalerie (selbstverständlich vom Autor und Illustrator in Personalunion selbst gestaltet) die Freude der Figuren daran, sich selbst zu inszenieren: Ein Bat-Huhn, ein royales Hendl und eine coole Mensch-Tier-Pyramide inklusive.
Mit Illustrationen des Autors.
Jungbrunnen 2012.
91 Min.
Anne Becker: Die beste Bahn meines Lebens.
Es war wohl Liebe auf den ersten Pick. (Ein schlechter Scherz. Er kann nur von Flos Vater stammen). Denn es ist das Huhn Vicki, das die neue, aufregende Freundschaft zwischen Jan und Flo stiftet. Vicki erkennt die Hecke nicht als natürliche Grenze an und taucht immer wieder im Garten von Jans Familie auf. Jan ist soeben umgezogen und muss sich im neuen (sozialen) Umfeld erst zurecht finden. Vicki hilft dabei; denn das Huhn zurückbrin-gen heißt, auf Flo zu treffen. Und diese Florentine Feldkamp, rothaarig, sommersprossig, zwölf Jahre alt und ein Mathegenie, hat es Jan auf den ersten Blick (Pick) angetan. Mit der Zunei-gung zu ihr zieht Jan sich allerdings auch die Abneigung des Klassen-Machos Linus zu. Noch dazu war Linus der bisher beste Schwimmer der örtlichen Mannschaft. Eines aber kann Jan besser als die Anderen: Rückenschwimmen. Eines kann Jan allerdings nicht: Lesen. Wird es ihm gelingen, das in der neuen Schule hinzubekommen? Oder wird er mit seiner LRS wieder zum Klassen-Spacko abgestempelt werden?
Jan und Flo schildern die Ereignisse aus ihrer je eigene Perspektive – wobei für Flo nicht das klassische Ich gewählt wird, sondern eine grafische Form des Erzählens: In einem Tagebuch hält sie die Ereignisse humorvoll in Tortendiagram-men, kleinen Balkengrafiken oder Flussdiagrammen fest, die da oder dort auch fortgesetzt werden.
Beltz&Gelberg 2019.
176 S.
Chicken Run.
Auf der englischen Farm von Mr. und Mrs.Tweedy geht es düster zu. Mit der Erzeugung ihrer Eier decken die gefederten Gefangenen nicht mehr die Profitgier der Farmbesitzer ab und sollen nun zu Pasteten verarbeitet werden. Doch die selbstbestimmte Henne Ginger hat einen anderen Plan: Ausbruch! Als eines Nachts der amerikanische Hahn Rocky scheinbar fliegend auf der Farm eintrifft, verstehen sich Ginger und ihre Schicksalsgefährten praktisch als gerettet, denn der großspurige Gockel soll ihnen das Fliegen beibringen … wenn er das nur auch wirklich könnte.Der animierte Ausbruchsthriller aus dem Hause Aardman (Wallace & Gromit) überzeugt nicht nur mit seinem kennzeichnend liebevollen Charakterdesign aus Plastilin, sondern auch mit seiner mitreißenden Botschaft an Zuseher*innen jeden Alters: Freiheit steht jedem zu und im Kollektiv lässt sich auch aus der aussichtslosesten eine aussichtsreiche Situation machen!
Film von Peter Lord und Nick Park.
UK 2000. 84 min.
DVD bei STUDIOCANAL 2001.
Die Wilden Hühner.
Emma, Isolde, Huberta, Lola, Kokoschka, Dolli, Klara, Dafne, Loretta, Ofelia, Dido, Salambo, Ronja, Leia und Isabella: 15 Hühner, die Oma Slättberg gehören und um die Sprotte sich hingebungsvoll kümmert. Als Sprotte jedoch erfährt, dass Oma Slättberg aus den Hühnern Suppe machen möchte, beschließt sie, das Federvieh mit Hilfe ihrer titelgebenden Mädchen-Bande zu retten. Im Zuge der aufregenden Ereignisse wird ein neues „Huhn“ in die Bande aufgenommen und darf gleich mit ins neue Hauptquartier – einen Wohnwagen – einziehen. Alles könnte so einfach sein; wären das nicht die „Pygmäen“, das gegengeschlechtliche Pendant zu den „Wilden Hühnern“. Dass deren Hauptquartier kurz vor dem Abriss steht, einer der Kerlchen ernsthafte familiäre Probleme hat und alle miteinander erstmals mit dieser eigenartigen Sache des Verliebtseins konfrontiert werden, trägt nicht eben zur Erleichterung der Situation bei. Doch basierend auf der kurzweiligen Roman-Serie von Cornelia Funke wird der (auch zweifach fortgesetzte) Film zum gleichermaßen leichtfüßigen wie abenteuerlichen Vergnügen.
Film v. Vivian Naffe.
D 2006. 105 min.
DVD mit Teil 1-3 bei Constantin Film 2014.
Anne-Margot Ramstein / Matthias Aregui: Vorher – Nachher.
Was war zuerst? Die Henne oder das Ei? Das wunderbar gemachte, wortlose Bildersachbuch bleibt dabei unentschlossen und stellt zwei Bildfolgen aneinander, die das indifferente Moment der biologischen Entstehungsgeschichte gekonnt fortführen. Eingebettet ist diese (einzige) Hühner-Sequenz in eine assoziative Aufeinanderfolge, durch die der Tag zur Nacht, die Raupe zum Schmetterling und der Kürbis zur Kutsche werden. Jede Doppelseite ist einer solchen Kausalität gewidmet, großflächig und bunt werden die beiden Situationen einander gegenübergestellt. Zeit vergeht dabei nicht immer im selben Ausmaß und hält die Entwicklungen damit in wunderbarer (letztlich zeitloser) Schwebe. Dieserart entsteht ein schlichtes, witziges, aber auch philosophisches Sach-Bilderbuch, in dem Antworten auf Fragen gegeben werden, die eigentlich gar nicht gestellt wurden und genau dadurch zum Überdenken der eigenen Perspektive einladen. Was ist das „Jetzt“, wenn das „Vorher“ eine große Torte und das „Nachher“ ein leerer Kuchenteller ist? Eine Tortenschlacht? Hunger? Eindeutige Lösungen gibt es hier nicht. Aber die Möglichkeit, im wiederholten Betrachten Nachzudenken – und dabei Spaß zu haben.
Jacoby&Stuart 2014.
166 S.
Patrick George: Lass mich frei!
Das Tigerfell vor dem Kamin, der Elchkopf an der Trophäenwand, der Fuchs am Hals vornehmer Damen. Es gibt eine ganze Liste an Tieren, die im Laufe unserer Geschichte eine ikonische Bedeutung für menschliches Fehlverhalten gegenüber der Natur und der Tierwelt erhalten haben. Sie alle sind in diesem simplen wie innovativen Bilderbuch enthalten. Patrick Georges Doppelseitenkonzept samt dazwischengelagerter Transparentfolie setzt den Akt des Umblätterns genial in Szene, womit ganz ohne Worte ersichtlich wird, welche konträren Lebensräume gefährdete Tiere auf dieser Welt vorfinden: Gehört der Braunbär hinter Gittern oder in eine grüne Berglandschaft, das Elefantenkind in die Manege oder in die Savanne? Wir kennen die Antworten ohne lange nachdenken zu müssen. Komplexer ist es bei den Hühnern. Wie viel Platz brauchen sie? Ab wann spricht man von Massentierhaltung? In diesem wortlosen Sachbilderbuch wird uns die Antwort einfach und eindrücklich vor Augen geführt. Siebzehn Hühner auf einem weitläufigen Hügel haben mehr Platz als rund 150 Hühner in einer grauen Industriehalle.
Moritz 2017.
54 S.
Florence Guiraud: Wie siehst du denn aus? Kurioses aus der Tierwelt.
Es ist nur ein Schritt vom Dinosaurier zum Huhn. Forscher gehen sogar noch weiter und behaupten, unsere niedlichen, harmlosen Hühner sind wie alle Vögel mit dem schrecklichen Tyrannosaurus rex verwandt! Wenn das keine haarsträubende Nachricht ist, mit dem die französische Illustratorin das Kapitel zu „Hühner, Puten, Fasane & Co“ eröffnet? In der Folge werden die sonst meist putzig dargestellten Hühner in diesem Sachbuch jedoch nicht als gefährliche Biester in Szene gesetzt, sondern der Fokus auf eben jene skurrilen Seiten von Tieren gerichtet, der dieses Sachbuch so einzigartig macht. Im Falle der Hühner sind es schrullig anmutende Frisuren, extrem stehende oder hängende Hahnenkämme, wabbelige Kehllappen und lasziv illustrierte Augen. Doch spätestens mit dem indonesischen, völlig in schwarz auftretenden Huhn namens Ayam Cemani, dem eine ganze Doppelseite gewidmet wird, ist klar: Nicht jedes Huhn ist ein „Henderl“.
Knesebeck 2018.
96 S.
Sandra Lawrence / Stuart Hill: Atlas der Fabelwesen: Sagen, Legenden, Mythen aus aller Welt.
Warum, so darf final gefragt werden, hat das Huhn eigentlich nie Eingang in die Welt der Legenden und Mythen gefunden? Ist es als Haustier und integrativer Bestandteil des menschlichen Grundbedürfnisses nach Nahrung nicht geheimnisumwittert genug dafür? Hat man es mit Hybridwesen wie dem nordamerikanische Piasa, einem gruseligen Vogelmonster, oder dem weisen, aus dem Mittleren Osten stammenden Simorgh zu tun, sind es zumeist elegante Vögel mit scheinbar unendlicher Flügelspannweite wie der Adler, die den Vogelanteil bilden. Oder es handelt sich zumindest um einen Geier wie bei der südosteuropäischen Harpyie, dem verheerenden Sturmgeist mit dem Antlitz wilder Weiber. Das erdgebundene Huhn aber findet sich nicht wieder, wenn aufregende Wesen der menschlichen Vorstellungkraft entspringen. Man sucht also vergebens nach ihm, wenn
Stuart Hill und Sandra Lawrence in wimmelnden Doppelseiten Weltengegenden kartografisch entfalten, und ein faszinierendes Panoptikum skurriler Kreaturen illustratorisch darin einschreiben. In üppig ausgestatteten erläuternden Teilen werden die einzelnen Geschöpfe nochmals aufgegriffen, kurz in ihrer Wesenhaftigkeit erläutert und an ausgesuchten Stellen den entsprechenden Sagentraditionen zugeordnet. Was aber fehlt in all diesen Sagentraditionen? Richtig: das Huhn.
Prestel 2018.
64 S.
Barbara Sandri/Francesco Giubbilini/Camilla Pintonato: Ich wollt‘, ich wär ein Huhn. Wissenswertes über unser liebstes Federvieh.
Die spannende Welt der Hühner möchte dieses Sachbilderbuch zeigen und hat dementsprechend (fast) alles zu bieten, was man rund ums Huhn wissen kann. Grundlegende Fakten über verschiedene Hühnerrassen, die Anatomie eines Huhnes oder die 5.000 Jahre alte Liebesgeschichte zwischen Mensch und Huhn finden sich hier ebenso wie weniger Offensichtliches: Warum dürfen Hühner in Flugzeuge mitgenommen werden? Welches Musikinstrument können sie spielen? Und warum gackern Hennen, wenn sie ein Ei gelegt haben? Sogar auf die uralte Frage, ob Ei oder Huhn zuerst da war, weiß dieses Buch eine Antwort (die hier nicht verraten wird). Im Mittelpunkt stehen auf Text- und Bildebene immer die Hühner, deren optische Eigenheiten die Illustratorin Camilla Pintonato mit viel Liebe zum Detail darstellt. Ihre Illustrationen sind verspielt, konzentrieren sich dabei aber immer auf das Wesentliche. Text und Bild stehen in einem ausgewogenen Verhältnis nebeneinander und werden durch Infoboxen und Pfeile miteinander verknüpft. Hühnerfreund*innen jedes Alters kommen bei diesem Buch voll auf ihre Kosten!
Aus dem Italien. von Christina Gauglitz.
Kleine Gestalten 2020.
75 S.
Die Bücher wurden zusammengestellt und rezensiert vom STUBE-Team sowie den Sommer-Praktikantinnen Anna Breiteneder, Sonja Metz und Iris Ehgartner.